Achtsame Weihnachten? Geht das überhaupt oder ist zwangläufig Stress mit dieser Zeit des Jahres verbunden?
Weihnachten und alles drum herum kann sich auf einem schmalen Grad zwischen Besinnlichkeit und Stress bewegen.
Manche lieben den Trubel und können nicht genug davon kriegen. Anderen wird das alles zu viel, sie machen sich zu viel Druck oder bei manchen zeigt ein ungesunder Perfektionismus sein Gesicht. Manche befinden sich irgendwo dazwischen.
Diese eigentlich besinnliche Zeit kann einfach extrem viele Stressfaktoren mit sich bringen.Zum Beispiel Zeitmangel, weil wir zwischen Weihnachtsfeiern, Familienfeiern, Weihnachtsmärkten, Geschenkesuche, etc. keine Minute mehr zum Durchatmen finden.
Weihnachtszeit als Zeit vermehrter Stressquellen
Allerdings bringt Weihnachten nicht nur Zeitstress mit sich, sondern auch noch ganz andere Probleme. Je nach den aktuellen Lebensumständen, früheren Erfahrungen oder auch einfach der Persönlichkeitsstruktur einer Person.
Das können finanzielle Sorgen sein, welche die Geschenkesuche überschatten. Vielleicht will man aber auch niemanden enttäuschen und einfach für jeden das perfekte Geschenk finden. Selbst die Ideenfindung kann hier zum Stressfaktor werden.
Hier stellt sich aber auch die Frage:
Müssen Erwachsene sich überhaupt gegenseitig was schenken?
Klingt vielleicht abgedroschen, aber sich gegenseitig einfach nur Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken, ist am Ende vermutlich wertvoller als ein weiterer Staubfänger. Oder wir fragen uns einfach vorab gegenseitig, was wir wirklich brauchen – so könnte man auch das Problem umgehen, wieder Krimskrams zu bekommen, mit dem man gar nichts anfangen kann.

Vielleicht (oder wahrscheinlich) fallen auch direkt mehrere Dinge zusammen.
Denn nicht nur Geschenkesuche und Fahrerei von Treffen zu Treffen können nervig über anstrengend bis auslaugend sein, sondern auch die Treffen an sich. Vielleicht, weil alljährliche Familiendramen wieder auf den Tisch kommen und damit einhergehende Konflikte die Feiertage alles andere als froh und munter machen.
Doch auch der umgekehrte Fall kann natürlich zum Stressfaktor werden:
Einsamkeit.
Wer unfreiwillig allein ist, für den kann die Weihnachtszeit emotional ziemlich schwierig sein, weil es für viele eben ein Familienfest ist. Wobei man Weihnachten natürlich auch mit Freund*innen verbringen kann – nur, wenn weder Familie noch Freundeskreis verfügbar sind, kann es sehr deprimierend sein.
Zusätzlich kommt das ganze Weihnachtschaos kommt nicht allein. Das normale Leben geht ja trotzdem weiter. Alles, was wir im Alltag erledigen müssen, kann ja nicht einfach auf der Strecke bleiben. Und der kann einem ja schon zu viel sein.
Achtsame Weihnachten? Oft ist das Gegenteil der Fall.
Die ganze (Vor-)Weihnachtszeit kann also ziemlich stressig sein.
Die Liste hier ist natürlich nicht vollständig und ich schätze, du kennst noch etliche Digne, die bei dir die Weihnachtszeit nicht sonderlich fröhlich erscheinen lassen. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht gehst du ja total darin auf. Das ist natürlich okay und super.
Aber wenn dich diese Zeit des Jahres besonders herausfordert, dann kannst du aus diesem Artikel hoffentlich ein paar Impulse für dich mitnehmen, wie du ein bisschen Anspannung aus dieser Zeit herausnehmen kannst.
Vielleicht kennst du das auch – mir geht´s zumindest oft so: Eigentlich habe ich Routinen, die gut für mich funktionieren und die meine Akkus aufladen. Allerdings fallen diese Gewohnheiten in hektischen Zeiten gern mal hinten runter. Das wiederum macht sich dann recht schnell bei meinem Stresslevel bemerkbar.
Welche Routinen meine ich?
Allen voran: Schlaf.
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Besser schlafen durch deine Abendroutine
Wenn wir zu wenig Schlaf bekommen, sind wir nicht nur müde, sondern auch irgendwann gereizter, unkonzentrierter oder greifen auch schnell zu Lebensmitteln, die wir sonst vielleicht zu umgehen versuchen: Fettiges, Salziges und vor allem Süßes.
Das ist dann auch direkt der nächste Punkt: Ernährung.
Gerade Süßkram ist in der Vorweihnachtszeit omnipräsent (bzw. eigentlich auch schon früher, weil Lebkuchen und Co ja oft schon Ende August/Anfang September in den Supermarktregalen stehen…).
Besonders auf Familien-/Weihnachtsfeiern kann es auch einfach schwerfallen, die angebotenen Kekse abzulehnen. Und zwischendurch mal zuzugreifen, ist ja auch nicht schlimm. Gilt auch für das Weihnachtsessen generell.
Wichtiger ist es, die eigenen Grenzen zu kennen. Esse ich, weil ich noch Hunger habe? Oder weil ich denke, dass ich sonst jemanden enttäusche, wenn ich ablehne?
Erlaube dir selbst Ausnahmen und sei mitfühlend dir selbst gegenüber, wenn du mal von deiner gewohnten Ernährung abweichst. Gleichzeitig kannst du auf deine Körpersignale hören und Nein sagen, wenn es zu viel wird (beides manchmal nicht einfach – ich weiß…).
Achtsame Weihnachten durch kleine Selbstfürsorge-Aktionen
Nochmal zurück zum Schlaf. Auch hier kannst du versuchen, deine Schlafroutinen bzw. Schlafenszeiten so gut wie möglich einzuhalten – wird natürlich auch nicht immer klappen.
Auch hier wieder: Selbstmitgefühl.
Es ist nicht schlimm, wenn du mal von deinen Gewohnheiten in Sachen Schlaf, Ernährung, Bewegung usw. abweichst. Ausnahmen sind ok. Setze dir hier keine perfektionistischen Idealziele, die dich aufgrund ihrer Unerreichbarkeit schon frustrieren und zusätzlichen Stress auslösen.
Wenn du beispielsweise täglich meditierst, Yoga machst oder 30 Minuten Sport, wirst du diese Routinen vielleicht an den Feiertagen nicht aufrechterhalten können. Vielleicht aber schon. Vielleicht feierst du ja auch gar nicht und ersparst dir damit den Stress – WIE diese Tage bei dir aussehen und was dir an Weihnachten wichtig ist bzw. ob dir überhaupt etwas daran liegt, ist natürlich ganz allein deine Sache.
Du kannst sie mit Blick auf den Zeitstress allerdings etwas anpassen – zum Beispiel nur 5 Minuten Meditieren. Versuche, realistisch zu bleiben. Es muss ja keine volle Stunde sein. Realistische Vorstellungen sind auch in Bezug auf die weihnachtlichen Traditionen eine gute Idee.
Die eigenen Erwartungen als Stressquelle
Manche haben ganz bestimmte Vorstellungen davon, wie das perfekte Weihnachtsfest aussehen sollte. Ja, Traditionen können sehr schön sein. Sie können nostalgische und behagliche Emotionen wecken, ein Gefühl von Verbundenheit schaffen und Struktur geben.
Aber sie können auch zum Stressfaktor werden. Besonders dann, wenn diese Idealvorstellung vom Fest so viele Aspekte (Geschenke, Deko, Kleidung, Musik, Tannenbaum, Essen, Geschichten, Spiele, etc.) umfasst, dass es einfach überwältigende Ausmaße annehmen kann.
Und wenn du die Vorstellung hast, deinen Besuch nicht nur verpflegen, sondern auch permanent entertainen zu müssen, wird´s zu viel – zumindest für eine Person. Andere Familienmitglieder oder Freundinnen oder sonst wen, der anwesend ist, um Hilfe zu bitten, ist daher vollkommen ok.
Wie perfekt muss Weihnachten sein?
Diesen Traditionsperfektionismus kann man hinterfragen und vielleicht auch mal mit den anderen abklären, ob man nicht vielleicht auch mal essen geht, statt zu Hause ein 5-Gänge-Menü aufzufahren.
Oder überhaupt die Weihnachtstage mal woanders verbringt. Vielleicht sind den anderen bestimmte Aspekte des traditionellen Ablaufs auch weit weniger wichtig als du denkst, so dass sich durch das Weglassen dieser Dinge schon etwas Druck aus der Geschichte nehmen ließe.
Was gerade in stressigen Phasen wichtig ist (nicht nur an Weihnachten):
Wie kannst du…
… wieder runterfahren?
… dir selbst etwas Gutes tun?
… dich aus deiner Stressreaktion rausholen?
Die Antworten auf diese Fragen sehen bei jedem anders aus. Es gibt also kein Richtig oder Falsch. Es kann auch praktisch sein, sich eine Liste mit Dingen zu machen, die einen persönlich in einer stressigen Zeit wieder erden.

Impulse zum Umgang mit Weihnachtsstress
Erlaube dir Auszeiten
Du hast zwischendurch das Gefühl, dass alles zu viel wird?
Um diese Zeit des Jahres achtsamer zu gestalten, kannst du immer mal wieder innehalten und nachspüren, was du gerade brauchst. Vielleicht einfach mal wieder einen Abend für dich allein.
- Zwischendurch ein kurzer Spaziergang.
- Eine Runde Yoga.
- 10 ruhige Minuten mit einem Heißgetränk.
Das kann auch bedeuten, ein paar Minuten vor die Tür zu gehen, wenn dir das Stimmenwirrwarr beim Familientreffen zu viel wird (oder überhaupt die ganze Flut an Reizen).
Was auch immer dir gerade gut tun würde, versuche davon mehr zwischendurch in die Hektik zu streuen bzw. versuche den ganzen Zeitstress etwas zu entzerren.
Setze Grenzen
Es stehen zu viele Termine an?
Überlege, welche du streichen kannst. Du musst nicht zu jeder Veranstaltung ja sagen.
Sowohl deine Zeit als auch deine Energie sind begrenzte Ressourcen. Zu der ein oder anderen (oder allen) Einladungen „Nein“ zu sagen, ist daher vollkommen ok.
Alternativ kannst du vorschlagen, das Treffen einfach in eine ruhigere Zeit in den Januar oder Februar zu verschieben.
Oder setze dir bestimmte Zeitlimits, damit du nach der Veranstaltung noch genügend Zeit für dich selbst hast, um etwas zur Ruhe zu kommen – oder zumindest einen zeitlichen Puffer zwischen Termin A und Termin B.
Geschenkestress überdenken
Frag dich, ob es den ganzen Stress überhaupt wert ist. Ja, wir wollen anderen eine Freude machen. Aber tun wir das, wenn wir einfach irgendwas schenken, von dem wir nicht mal wissen, ob die andere Person Verwendung dafür hat?
Müssen wir uns gegenseitig Dinge kaufen oder reicht es, wenn nur die Kinder etwas geschenkt bekommen? Alternativ kannst du z.B. auch etwas basteln.
Aber auch hier stellt sich wieder die Frage:
Kann die beschenkte Person damit überhaupt etwas anfangen? Setze ich mich vielleicht auch noch zusätzlich selbst unter Druck, weil ich überhaupt nicht gern bastle, aber trotzdem ein perfektes Ergebnis erwarte?
Perfektionismus ade
Lass überzogene Vorstellungen davon, wie der perfekte Weihnachtsablauf auszusehen hat, los. Wenn du das nicht so leicht kannst, überlege, wo du vielleicht Abstriche verkraften kannst. Wo reichen auch „nur“ 80 %?
Du kannst mal reflektieren, welche Erwartungen du an dich selbst, das Fest und auch an andere stellst und ob diese nicht auch etwas heruntergeschraubt werden können. Hier kann es auch helfen, sich in Akzeptanz zu üben.
Achtsam und mitfühlend gegen Stress
Du kannst auf kleine Achtsamkeitsübungen zurückgreifen, um dich aus akuten Stressreaktionen herauszuholen. Beispielsweise in dem du dich zwischendurch fragst, wie du dich gerade fühlst.
Was also auf emotionaler Ebene los ist, was auf gedanklicher Ebene vor sich geht und wie sich dein Körper anfühlt.
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Das kannst du tun, wenn du merkst, dass dein Körper in den Stressmodus schaltet, weil z.B. Atmung und Herzschlag schneller werden und deine Muskeln sich anspannen. Aber auch einfach so immer mal wieder.
Du kannst auch eine kleine Atemübung machen, bei der du deinen Fokus auf deine Ausatmung legst und diese in die länge ziehst bzw. länger werden lässt als die Einatmung. Oder einen Mini-Bodyscan (eine längere Version findest du hier).
Eine andere kleine Achtsamkeitsübung wäre die bewusste Konzentration auf eine Sache. Zum Beispiel das Anzünden einer Kerze oder der Geschmack eines Tees.
Selbstfürsorge beibehalten
Nochmal: Ausnahmen sind ok. Wenn deine Selbstfürsorge während der Feiertage etwas zu kurz kommt, ist das noch kein Weltuntergang.
Außerdem kannst du ja auch im Kleinen darauf achten:
- Wo kannst du trotzdem zwischendurch kleine Bewegungseinheiten einschieben?
- Wie gehst du mit dem ganzen Essen um?
- Wie sieht´s mit deinem Schlaf aus?
- Brauchst du eine Auszeit für dich?
- Was wird gerade zu viel oder wo könntest du nach Unterstützung fragen?
Frage dich zwischendurch einfach immer wieder, was du tun kannst, um für dich zu sorgen. Um Übung darin zu bekommen, kannst du deine Selbstaufmerksamkeit durch Achtsamkeit schulen.
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