Kann man Zufriedenheit lernen? 7 Tipps für den Alltag

Wie zufrieden bist du eigentlich so? Also mit deinem Leben, mit dir selbst, deinem Job usw. Was ist Zufriedenheit überhaupt und ist es nicht besser, glücklich als einfach nur zufrieden zu sein? Und vor allem: Kann man Zufriedenheit lernen? Diesem Thema wollen wir uns heute mal etwas genauer widmen.

Unterschied zwischen Glück und Zufriedenheit

Was bedeutet Glück eigentlich? Die langersehnte Beförderung? Ein Lottogewinn? Eine neue Beziehung? Eine erfolgreiche Shoppingtour? Solchen Glücksmomenten jagen wir häufig nach, weil wir glauben, dass sie unser Leben bereichern.

Außerdem ist das berauschende Hochgefühl bei solchen Erlebnissen ja auch nicht zu verachten. Aber es sind eben meist nur Momente. Hinzu kommt, dass wir uns damit in ein Hamsterrad befördern. Denn sobald das eine Hoch nachlässt, suchen wir schon wieder das nächste.

Soll heißen: Glück ist flüchtiger als Zufriedenheit.

Zufriedenheit ist schon eher ein Dauerzustand, der von vielen Faktoren (z.B. Alter, Herkunft, Bildung, Familienstand) beeinflusst wird und auch viele Bereiche umfasst: Arbeits-, Beziehungs- oder gesundheitliche Zufriedenheit, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Alles zusammen bildet dann die allgemeine Lebenszufriedenheit. Wie diese ausfällt, hängt auch mit der eigenen Persönlichkeit zusammen. So scheinen hohe Werte auf den Persönlichkeitsmerkmalen Extraversion und Gewissenhaftigkeit stärker mit einer hohen Zufriedenheit zusammenzuhängen als beispielsweise ein hoher Neurotizismuswert (welcher etwa auch mit mehr Stress und Ängsten assoziiert ist). Falls du mehr dazu wissen möchtest, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Manchen Menschen scheinen also von Natur aus zufriedener zu sein als andere. Das liegt allerdings nicht nur an einer günstigen Gen-Zusammenstellung im Erbgut, sondern auch an den gemachten Erfahrungen sowie den eigenen Einstellungen. Das impliziert auch, dass man Zufriedenheit lernen kann.

Warum sind wir unzufrieden?

Bevor wir uns näher mit der Zufriedenheit befassen, schauen wir uns doch mal die Frage an:

Was macht uns unzufrieden?

Da gibt es viele Ursachen.

Vergleiche mit anderen

Wenn wir sehen, wie toll scheinbar das Leben anderer verläuft, stellen wir uns schnell fragen wie:

„Warum mache ich nicht so abenteuerliche Reisen?“

„Wieso habe ich nicht so viel Geld?“

„Warum bin ich nicht so schlank/sportlich/attraktiv/beliebt…wie Person XY?“

Was diese auf Vergleichen beruhenden Fragen mit uns machen ist folgendes: Sie suggerieren uns, dass es uns an etwas mangelt. Und Mangel macht uns unzufrieden. Befeuert wird das Ganze zusätzlich durch Social Media, wo wir eigentlich permanent vor Augen geführt bekommen, was andere haben und wir eben nicht.

Wir haben durch das Internet also eine unglaubliche Anzahl an Vergleichsmöglichkeiten, die uns potenziell unzufrieden mit uns selbst und unserem Leben machen können.

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“

(Søren Kierkegaard)

Warten auf das „große Glück“

Kennst du Gedanken wie „Wenn ich meinen Traumpartner/eine größere Wohnung/ein schnelleres Auto/… gefunden habe, dann bin ich glücklich“. Mit dieser Wenn-Dann-Logik nehmen wir uns die Chance auf Glück und Zufriedenheit im Moment. Denn wir verschieben unsere Zufriedenheit an Dinge, die in der Zukunft irgendwann mal stattfinden werden (oder auch nicht).

Außerdem machen wir unsere Zufriedenheit damit von Sachen abhängig, auf die wir nur bedingt einen Einfluss haben. Manches im Leben können wir ganz einfach nicht kontrollieren.

Die Jagd nach dem dauerhaften Glück

Wir alle wollen glücklich sein. Zum einen, weil positive Emotionen natürlich angenehmer sind als negative. Zum anderen aber auch, weil wir von außen vermittelt bekommen, dass wir bitteschön immer glücklich zu sein haben. Trauer, Wut, Sorgen oder Ängste haben in unserer Gesellschaft keinen besonders guten Ruf und sollen daher auch möglichst nicht gezeigt werden.

Doch auch diese Gefühle gehören zum Leben dazu. Dauerhaft in einem Glücks-High sein zu wollen, ist also unrealistisch. Zufriedenheit zu lernen, ist also schon mal etwas nachhaltiger. Und weniger anstrengend.

Alles muss perfekt sein

Wenn wir genaue Vorstellungen davon haben, wann wir glücklich sein werden und wie das auszusehen hat, dann setzen wir uns damit ziemlich unter Druck. Denn wenn es nicht hundertprozentig so ist, wie in unserer Vorstellung, können wir ja nicht glücklich und zufrieden sein oder?

Aber auch für sich genommen kann Perfektionismus uns unzufrieden machen. Allein schon deshalb, weil er stresst. Auch hier können wir nochmal beim Thema Vergleiche anknüpfen. Nicht nur in Bezug auf soziale Vergleiche (Wie sieht denn das perfekte Leben überhaupt aus?).

Auch was die Ansprüche an uns selbst angeht, können wir uns gern mal in Details verrennen: Die Wohnung muss perfekt sauber sein, die To-Do-Liste jeden Abend komplett abgearbeitet sein, man muss ein/e perfekte/r Partner/in, Kolleg/in, Freund/in oder Elternteil sein und so weiter. Das Problem am Perfektionismus ist, dass es immer noch besser geht. Daher sollte man sich vielleicht öfter mal fragen: Wann ist etwas gut genug, um damit zufrieden sein zu können?

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Zufriedenheit und Gesundheit

Wer körperlich und psychisch gesund ist, der ist auch zufriedener. Klingt erstmal logisch, ist aber nicht immer der Fall. Es gibt allerdings auch das Paradox, dass Menschen mit schweren Erkrankungen doch ziemlich zufrieden sind, Gesunde hingegen nicht.

Woran liegt das? Manche Ereignisse verdeutlichen, was einem persönlich im Leben wichtig ist. Wenn man sich außerdem bewusst wird, dass das Leben endlich ist und man vielleicht nicht mehr allzu viel Zeit übrig hat, legt man weniger Wert auf das, was andere haben und man selbst daher auch haben oder können „sollte“.

Die Fähigkeit zur Akzeptanz kann ebenfalls zur Zufriedenheit beitragen. Wenn wir bestimmte Dinge aus gesundheitlichen Gründen einfach nicht (mehr) können, bringt es einem selbst herzlich wenig, sich darüber aufzuregen. Man kann natürlich dennoch das einem Mögliche tun, um sich selbst noch so gesund wie möglich zu halten und sein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Es geht dabei also auch um Anpassung.

Vergleiche mit anderen sind übrigens nicht nur im Rahmen von Erkrankungen eher sinnfrei. Mach dir mal bewusst, dass jeder Mensch an einem anderen Punkt im Leben steht. Wir alle haben unterschiedliche Voraussetzungen, die wir mitbringen und sehen uns mit verschiedenen Hindernissen konfrontiert.

Zufriedenheit und Alter

Es gibt Studien, die einen Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit von Menschen und ihrem Alter zeigen. Diese Information kann einen jetzt einerseits beruhigen („Ich muss einfach nur warten – wenn ich alt bin, bin ich auch endlich zufrieden mit meinem Leben“) oder beunruhigen („Bin ich jetzt zur Unzufriedenheit verdammt, so lange ich noch keine 80 bin?“).

Zufriedenheit ist ein komplexes Konstrukt. Daher ist die Sache mit dem Zusammenhang auch nicht so einfach. Denn es haben noch weitere Faktoren einen Einfluss darauf, wie zufrieden man ist. Dazu zählen beispielsweise soziale Kontakte oder gesellschaftliche Gegebenheiten. Daher lässt sich auch nicht pauschal sagen, dass alle Menschen mit dem Alter zufriedener werden.

So findet man in Europa beispielsweise die Tendenz, dass die Zufriedenheit in der Kindheit zunächst hoch ist, ab etwa 20 Jahren absinkt und jenseits der 50 wieder steigt. Allerdings ist das etwa in Entwicklungs- und Schwellenländern eher nicht der Fall. Einen ausführlichen Artikel zum Thema findest du hier.

Kann man Zufriedenheit lernen?

Du siehst also, Zufriedenheit hängt von verschiedenen Dingen ab. Wenn du jetzt aber gerade in deinen 30ern bist, einen Hang zum Perfektionismus hast und dein Neurotizismuswert etwas weiter oben angesiedelt ist, fragst du dich vielleicht:

„Wie kann ich denn jetzt ein zufriedener Mensch werden?“

Keine Angst, du selbst kannst einiges tun, um deine Zufriedenheit zu steigern.

Zufriedenheit lernen - 7 Tipps
Photo by Benedict Tahjar on Unsplash

7 Tipps für mehr Zufriedenheit

1. Übe dich in Dankbarkeit

Dankbarkeit hilft dir dabei, positive Emotionen hervorzuholen und negative etwas weniger „laut schreien“ zu lassen. Unser Gehirn ist so angelegt, dass wir Negativem mehr Bedeutung zuschreiben als Positivem oder Neutralem. Deswegen kommt uns schnelle mal der ganze Tag als Desaster vor, obwohl nur ein paar unangenehme Situationen aufgetreten sind. Da kann der restliche Tag noch so gut gelaufen sein.

Daher kann ein Dankbarkeitstagebuch ganz nützlich sein, um dir das Positive immer mal wieder ins Bewusstsein zu rufen. Falls du wissen willst, wie du mit einem Dankbarkeitstagebuch starten kannst, lies gern mal in meinen Artikel dazu rein 😉  

2. Mach andere glücklich

Du kannst Dankbarkeit auch anderen Menschen gegenüber ausdrücken. Schreibe einfach mal ohne besonderen Anlass eine Nachricht an eine/n gute/n Freund/in. Drücke deine Wertschätzung aus, die du für diese Person empfindest. Darüber freut sich nicht nur dein Gegenüber, sondern du führst dir auch selbst nochmal vor Augen, wie dankbar du für diese Person bist.

3. Flow-Erlebnisse schaffen

Warst du schon mal so sehr in eine Tätigkeit versunken, dass du die Welt um dich herum vergessen hast? Wenn wir im Flow sind, sind wir hochkonzentriert, verlieren das Zeitgefühl und fühlen eine tiefe Zufriedenheit. Wir tun diese Sache nicht für eine Belohnung, sondern die Tätigkeit selbst ist Belohnung genug. Es werden neuronale Netzwerke aktiv, welche zur Ausschüttung von „Glückshormonen“ führen.

Wie erreicht man diesen Zustand? Finde zunächst eine Tätigkeit, die dich motiviert. Außerdem sollte sie so herausfordernd sein, dass dein Interesse bestehen bleibt, aber nicht so schwierig, dass sie dich frustriert und du aufgibst. Du könntest dich zum Beispiel einer neuen Zeichentechnik widmen oder ein Vogelhaus aus Holz bauen. Was du tust, ist von deinen eigenen Präferenzen abhängig.

4. Tue Dinge, die dir persönlich wichtig sind

Du kannst deine Zufriedenheit steigern, indem du Dinge tust, die für dich von Bedeutung sind. Wo siehst du den Sinn im Leben? Welche Werte vertrittst du? Ist dir z.B. wichtiger viel zu verdienen und dafür auch viel zu arbeiten? Oder kommst du auch gut mit weniger Einkommen aus und hast dafür lieber mehr Zeit für dich? Möchtest du deine Kreativität in einer beruflichen Selbstständigkeit ausleben oder genießt du die die Sicherheit eines 9-to-5-Jobs?

5. Praktiziere Selbstfürsorge und höre auf deinen Körper

Gerade im Alltagsstress vernachlässigen wir häufig unsere eigenen Bedürfnisse. Wir sparen zum Beispiel am Schlaf, weil wir noch so viel zu erledigen haben oder überspringen Pausen. Für Sport ist eh keine Zeit und statt sich was Gesundes zu kochen, muss mal wieder die Tiefkühllasagne herhalten.

Die Rechnung dahinter geht allerdings nicht auf: Wenn wir an diesen Ecken sparen, werden wir langfristig nicht nur unproduktiver, sondern auch krank. Versorge deinen Körper also ausreichend mit Wasser, Bewegung, Nährstoffen und Ruhe. Ansonsten fällst du nicht nur in eine Stressspirale, sondern deine körperlichen Reserven erschöpfen sich immer weiter. Mit Selbstfürsorge kannst du nicht nur dein Stresslevel im Zaum halten, sondern eben auch deine Zufriedenheit steigern.

6. Finde eine Balance zwischen Zeit mit anderen und Zeit für dich allein

Je nachdem, wie deine Persönlichkeit gestrickt ist, hast du ein mehr oder weniger großes Bedürfnis nach der Gesellschaft von anderen Menschen. Einerseits sind wir soziale Wesen und brauchen den Austausch mit anderen.

Andererseits brauchen wir auch immer mal wieder Zeit für uns allein. Du musst nicht an jedem Treffen teilnehmen, wenn du keine Zeit oder Energie dafür hast. Gerade Introvertierte sind eher gestresst, wenn sie sich zu jedem Event durchringen müssen.

7. Kultiviere (Selbst-)mitgefühl, um Zufriedenheit zu lernen

Andere können einen manchmal ziemlich auf die Palme bringen. Allerdings hat jede Person so ihre eigenen Baustellen. Wenn jemand dir einen unerfreulichen Kommentar an den Kopf klatscht, dann hat das meistens weniger mit dir persönlich zu tun, sondern viel mehr mit der Person selbst.

Wenn wir uns bewusst machen, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat und versuchen, die Fehler anderer zu akzeptieren, reduzieren wir unser eigenes Stresslevel. Doch nicht nur Mitgefühl mit anderen lässt dich zufriedener werden.

Auch Selbstmitgefühl ist etwas, das sich sehr positiv auf unsere Zufriedenheit auswirkt. Wenn wir freundlicher und mitfühlender mit uns selbst umgehen, unsere Schwächen akzeptieren und auch kleine Erfolge wertschätzen, kommen wir innerlich mehr zur Ruhe.

Bonus-Tipps:

Akzeptiere, was du nicht ändern kannst & ändere, was du kontrollieren kannst

Wir können uns über Dinge ärgern, die wir ohnehin nicht beeinflussen können. Der Klassiker: Das vermeintlich schlechte Wetter. Oder wir akzeptieren es einfach und stecken unsere Energie in etwas Sinnvolleres. Wenn wir loslassen, was außerhalb unserer Kontrollmöglichkeiten liegt, sparen wir uns unnötigen Stress.

Das heißt aber nicht, dass du nicht ins Handeln kommen darfst. Wenn dein Arbeitsplatz dich total unzufrieden macht, weil das Betriebsklima toxisch, Überstunden selbstverständlich oder die Bezahlung miserabel ist, kannst du dich natürlich nach einer anderen Stelle umsehen.

Das waren nur ein paar Möglichkeiten, zufriedener zu werden. Zu einem zufriedenen Menschen wird man natürlich nicht von jetzt auf gleich. Gib dir also Zeit und sei geduldig mit dir selbst. Je weniger du dich dabei selbst unter Druck setzt, desto zufriedener wirst du auch schon.

Apropos Stress – weißt du, welcher Stresstyp du bist?


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