Sich selbst stressen? Eine kurze Anleitung

Es gibt etliche Möglichkeiten, sich selbst zu stressen….

Wie jetzt? Du bist nicht gestresst? Das muss sich ändern.

Ja, ich weiß. Auf meinem Blog geht es um Stressmanagement und Co. Aber wenn du dich mal zu entspannt fühlst, gibt es durchaus Wege, dein Stresslevel zu erhöhen 😉

Sich selbst mehr stressen? Eine kurze Anleitung. Beitragsbild: Erschöpfte Frau liegt auf dem Bett.

In ruhigen Momenten kann sich schon mal der Gedanke breit machen „Darf ich das überhaupt? Nicht gestresst sein?“.

Schließlich ist Stress doch irgendwie normal und jeder ist doch ständig gestresst. Oder? Da will man schließlich nicht negativ auffallen….

Mit diesen Tipps kannst du dich selbst stressen:

1. Perfektionismus

Mach alles hundertprozentig richtig. Gib dich nicht mit „gut genug“ zufrieden, sondern erledige alles bis ins kleinste Detail in absoluter Perfektion!

Wirklich alles. Auch wenn das bedeutet, dass du selbst an den Aufgaben stundenlang sitzt, die du sonst in 5 Minuten erledigst.

Bevor du mit irgendeiner Tätigkeit aufhörst, überprüfe lieber noch zehnmal, ob wirklich alles perfekt oder am besten noch besser als perfekt ist.

Du darfst dir nicht den kleinsten Fehler erlauben.

Wenn du also weißt, dass du eine Sache nicht perfekt erledigen kannst, lass es am besten gleich.

Prokrastiniere stattdessen lieber oder mache dir eine Reihe von Selbstvorwürfen.

2. People Pleasing

Mach es allen anderen recht. Deiner Familie, deinem Partner, deiner Chefin, deinen Kolleg*innen…

Einfach JEDEM.

Egal, wie viel Zeit und Energie du in diese Aufgabe steckst. Ignoriere die Tatsache, dass du es nicht jedem recht machen kannst und versuche es trotzdem. Nein, versuchen reicht nicht.

Du MUSST es ALLEN anderen recht machen, egal wie es dir dabei geht.

Beziehe auch jegliche Lebensbereiche ein:

  • Kleide dich so, wie andere es von dir wollen.
  • Verhalte dich auch immer genau so, wie jemand anderes es möchte.
  • Suche dir Jobs, auf die du überhaupt keine Lust hast, aber die andere für dich als passend empfinden.
  • Iss, was dir nicht schmeckt, wenn andere es wollen.
  • Achte nicht auf deine eigenen Werte, Fähigkeiten oder Ziele.

Dein oberstes Ziel ist es, jeden anderen Menschen zufrieden zu stimmen.

Vergiss nicht: Du lebst nur für andere

3. Eigene Bedürfnisse ignorieren

Ich soll etwas essen, nur weil ich Hunger habe? Oder schlafen gehen, weil ich müde bin?

Wer macht denn so was?

Als Dauerstress-Profi ignoriert man gekonnt solche belanglosen Körpersignale. Genau so wie andere Symptome.

Du hast Kopfschmerzen und dein Rücken ist total verkrampft, weil du 13 Stunden lang am Schreibtisch gesessen hast? Dagegen gibt´s Schmerztabletten.

Irgendwie fühlst du dich einsam, weil du deinen Freund*innen schon wieder aufgrund von Zeitmangel abgesagt und deinen Partner auch kaum noch zu sehen bekommst? Komm bloß nicht auf die Idee, deinen Lieben mehr Zeit einzuräumen.

Und (wichtig!) ganz besonders dir selbst nicht. Sport, Erholung, gesunde Ernährung, Hobbies oder soziale Interaktionen werden überbewertet.

Bedenke: Selbstfürsorge ist purer Egoismus!

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4. Pausen als Luxus abtun

Wer braucht schon Pausen? Absolute Zeitverschwendung.

Dein Wert als Person hängt einzig und allein davon ab, wie viel und wie hart du arbeitest.

Pausen können sich nur Superreiche leisten – Zeit ist eben Geld. Und wer Pausen macht, ist unproduktiv. Jede Minute Schlaf kostet dich also bares Geld!

Gib deinem Körper zu verstehen, dass er immer leistungsfähig sein und eben mit weniger Schlaf klarkommen muss.

Also ignoriere alle Signale, die auf psychische oder körperliche Erschöpfung hinweisen und mach einfach weiter.

Du musst funktionieren. Sollten sich also bei einer Pause Gewissensbisse einstellen, schreibe sie auf und klebe sie dir an deinen Arbeitsplatz.

Der Zettel dient dann jedes Mal als Mahnung, sobald du den Blick vom Computerbildschirm abwendest. Pausen kannst du dir als Normalo echt nicht erlauben, wenn es dein Ziel ist, dich selbst zu stressen.

5. Alles „zerdenken“

Du hast eine Entscheidung getroffen, die du eh nicht mehr ändern kannst?

Egal, grüble so lange wie möglich über die möglichen Nachteile dieser Wahl nach. Denk einfach mal an die ganzen verpassten Optionen! (Stichwort FOBO)

Dir ist ein Fehler unterlaufen? Das ist eine Schande.

Sie sind keine Möglichkeit zu lernen, sondern ganz klar ein Zeichen von Inkompetenz. Fehler gilt es daher zu vermeiden.

Womit wir wieder beim Perfektionismus wären.

Außerdem könntest du auch mal deine Selbstzweifel ausbauen. Dafür eignen sich besonders gut soziale Vergleiche.

Als Inspirationsquelle eigenen sich Social Media Plattformen hervorragend. Jeder scheint mehr zu verdienen, besser auszusehen und mehr Freude am Leben zu haben als du.

Also stell dir regelmäßig die Frage, was mit dir nicht stimmt und schreibe dir eine Liste mit all deinen Unzulänglichkeiten, die du gut sichtbar aufhängst.

Wie du im Abschnitt People Pleasing gelernt hast, lebst du nicht für dich selbst. Deine Existenz dient nur dem Zweck, es allen anderen recht zu machen.

Das ist ein wunderbarer Anknüpfungspunkt für das Zerdenken. Gehe in deinem Kopf alles durch, was andere Schlechtes über dich denken könnten.

Verwandter Artikel:
Wie kann ich das Grübeln stoppen? 5 „Weniger-Grübeln-Tipps“
Wenn Stressvermeidung zum Stressfaktor wird

Auch das Katastrophisieren ist eine wunderbare Möglichkeit, dich zu stressen. Egal, worum es geht:

Denke daran, was alles schief gehen könnte und wie schlimm die Folgen wären. Lasse deiner Fantasie hier freien Lauf.

Grüble so oft und so lange es nur irgendwie geht. Am besten wenn du abends ins Bett gehst.

Das hindert dich am Einschlafen und du willst deinen Körper ja eh dahingehend trainieren, dass er keine Pausen mehr braucht.

Also Win-Win-Situation!

So, jetzt hast du eine kurze Anleitung, um dich selbst aus diesen lästigen Momenten der Ruhe zu holen und dich selbst zu stressen.

Dass dieser Artikel mit einem Augenzwinkern verfasst wurde, ist dir mit hoher Wahrscheinlichkeit bewusst. Trotzdem an dieser Stelle nochmal:

Das sind keine ernstgemeinten Tipps.

Die Liste kannst du einfach mal als Anlass sehen, deine eigenen Gewohnheiten im Umgang mit Stress zu hinterfragen.

Verwandter Artikel:
Stress – Ursachen, Symptome und Abb
au

Außerdem sind manche der Punkte auch nicht per se schlecht.

Perfektionismus zum Beispiel kann als Antrieb gesehen werden, deine Arbeit möglichst gut zu erledigen.

Du solltest allerdings ein gesundes Maß finden und dich auch mit einem „gut genug“ zufriedengeben. Sonst setzt du dich nur unnötig selbst unter Druck.

Auch die Tatsache, dass wir es anderen oft recht machen wollen oder uns fragen, was andere von uns denken, ist nicht unbegründet.

Der Mensch ist ein soziales Wesen und das Überleben fiel unseren Vorfahren in der Gruppe leichter als allein. Der Ausschluss aus der Gruppe stellte also eine Gefahr dar.

Dennoch ist es wichtig, dir vor Augen zu führen, dass dein Überleben nicht von den Meinungen anderer abhängt. Außerdem kannst du es nicht allen recht machen. Aber dich selbst damit zu stressen, funktioniert hervorragend.

Das ist schon deshalb nicht machbar, weil jeder Mensch andere Ansichten und Vorstellungen davon hat, wie etwas sein „sollte“.

Du kannst dich also so verbiegen, dass du den Vorstellungen von Person A vollkommen entsprichst. Person B wird das aber schon wieder anders sehen und du musst dich wieder anpassen.

Und das bei allen Leuten in deinem Leben? Du merkst schon, das ist ein sinnloses Unterfangen.

Was ist mit dem Grübeln?

Mit dem Zerdenken ist es auch wieder so eine Sache.

Aus Fehlern lernt man, wenn man sie analysiert. Und manchmal in Tagträumen zu schwelgen, ist auch kein Problem.

Nur ewiges Grübeln über Dinge, die man sowieso nicht mehr ändern kann, bringen dich nicht weiter (mal abgesehen davon, dass wir uns selbst stressen…). Genauso wenig wie das Katastrophisieren. Wobei es in geringen Dosen auch nützlich sein kann.

Wenn du vor einer Entscheidung bereits die Folgen abwägst, kannst du dir im Vorfeld Gegenmaßnahmen oder Alternativen überlegen. Falls doch etwas schiefgeht, bist du gewappnet.

Ein paar Tipps zum richtigen Denken findest du im Blogartikel von Dr. Katharina Tempel.

Es ist wichtig, eine Balance zu schaffen, die für dich funktioniert. Mit Dauerstress ist nämlich nicht zu spaßen, da er eine ernsthafte Gefahr für Psyche und Körper werden kann.

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