Zeitfresser Smartphone – Warum uns Digital Detox so schwerfällt

In diesem Artikel geht´s um den „Zeitfresser“ Smartphone. Wobei das Gerät an sich natürlich per se erst mal keine Zeit frisst, sondern unser Umgang damit.

Zeitfresser Smartphone - warum und digital detox so schwerfällt

Doch erstmal eine kurze Frage zum Einstieg:

Womit liest du diesen Artikel gerade?

Am Laptop, Tablet oder Smartphone?

Egal, ob du dich schon mal bewusst mit dem Thema Selbstfürsorge beschäftigt hast oder nicht:

Der Begriff Digital Detox ist dir bestimmt schon mal begegnet.

Und selbst wenn nicht, hattest du wahrscheinlich auch schon ab und an mal das Gefühl, dass ein bisschen weniger Zeit vorm Bildschirm vielleicht keine schlechte Idee wäre…

Doch, wie sieht es mit der Umsetzung aus?

Eine Freundin erzählte mir letztens, dass es ihr relativ leicht fiele, das Handy auch einfach mal einige Tage auszuschalten. Sie mache das recht intuitiv, weil sie die ständigen Benachrichtigungen einfach irgendwann nerven würden.

Das fand ich ziemlich bewundernswert.

Denn ich muss gestehen, mir fällt ein Digital Detox relativ schwer. Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass ich gerade meine Online-Selbstständigkeit aufbaue…(ja ja, schon gut, Ausreden…).

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich bisher keine konkrete Intention hinter dem Wegsperren des Handys hatte.

Immerhin ist so ein Smartphone ja auch einfach sehr praktisch:

  • Mal schnell die E-Mails checken
  • Zwischendurch auf die Nachrichten von Freundinnen antworten  
  • In den Wetterbericht gucken
  • Sich durch den Newsfeed lesen
  • Antworten auf wirklich wichtige Fragen suchen, die spontan in meinem Kopf aufkommen („Warum heißt es eigentlich „Frühstück“? Das englische Wort „breakfast“ ist doch viel sinnvoller, da man nach dem Schlafen mit der ersten Mahlzeit am Tag das nächtliche Fasten bricht…wobei…ist das überhaupt die Wortherkunft? Hm…mal sehen, was das Internet dazu sagt…“
  • Inspirationsquelle
  • Etc.

Solche Sachen kann man mal eben unterwegs erledigen, wenn man z.B. gerade im Wartezimmer oder an der Bushaltestelle warten muss. So kann die sonst verschwendete Zeit ja wenigstens sinnvoll genutzt werden, oder?

Jein. Aber dazu später mehr.

Zeitfresser Smartphone – Das ewige Scrollen

Die Sache ist die:

Wir nutzen unser Smartphone nicht nur, um Wartezeiten mit Aktivitäten wie dem Telefonieren mit anderen, dem Beantworten von Nachrichten oder Lesen von Artikeln zu überbrücken.

Häufig verlieren wir uns einfach im Sog des Internets oder der schlechten Nachrichten. Zielloses Scrollen, von einem Artikel zum nächsten hüpfen, ohne den vorherigen überhaupt zu Ende gelesen zu haben, Social Media….

Ehe man sich versieht, sind etliche Minuten dahin, ohne dass wir es mitbekommen haben. Doch was bringt uns dazu, immer weiter zu scrollen? Selbst dann, wenn wir wissen, dass es uns nicht wirklich gut tut?

Zum Beispiel, weil die schlechten Meldungen aus dem Newsfeed uns verunsichern oder ärgerlich stimmen oder weil unser Nacken uns signalisiert „Hey, lös dich mal langsam wieder vom Bildschirm – ich fange an, weh zu tun!“.  

Wir Menschen sind einfach extrem schlecht im Nichtstun. Und durch das überbordende Unterhaltungsangebot können wir heutzutage jede noch so kleine Leerlaufphase mit anderen Dingen füllen.

Die Sache mit der Zeitwahrnehmung

Nochmal zurück zur Frage:

Wartezeit mit dem Smartphone sinnvoll zu überbrücken, ist doch gut? Zumindest vergeht so die unangenehme Warterei und somit die Zeit auch subjektiv schneller.

Wie gesagt, es ist auch nichts dabei, sich im Wartezimmer mit dem Handy zu befassen. Das macht so ziemlich jeder – ich eingeschlossen. Doch wir bemerken nicht mehr, wie viel Zeit wir im restlichen Alltag mit dem Handy vertrödeln.

Der Griff zum Smartphone wird oft zum Automatismus:

Wir nutzen das Handy nicht mehr, um damit bestimmte Dinge zu erledigen, sondern entsperren immer häufiger einfach so den Bildschirm – mal gucken, was es Neues gibt.

Zeitfresser und Stressfaktor Smartphone

Neben einem Zeitfresser kann das Smartphone auch noch eine Stressquelle sein.

Hast du schon mal von FOMO gehört?

Die „Fear Of Missing Out“ ist so gesehen nochmal eine Steigerung dieses Automatismus, mit dem wir uns nur die Langeweile vertreiben wollen. FOMO bezeichnet die Angst, etwas zu verpassen.

Das Smartphone verbindet uns mit einer schnelllebigen Welt. Und aus eben dieser Welt stehen uns am laufenden Band unzählige Informationen zur Verfügung.

Um nichts zu verpassen und „wettbewerbsfähig“ mit den anderen zu bleiben, wird es quasi zum Muss, permanent den Newsfeed zu checken.

Die Folge:

Wir nehmen unablässig Infos auf, nehmen uns aber keine Zeit, diese Infos überhaupt zu verarbeiten.

Langeweile hat ihre Vorzüge

Langeweile hat einen schlechten Ruf.

Wir empfinden sie häufig als unangenehm oder haben das Gefühl, die Zeit nicht sinnvoll genutzt zu haben.

Letzteres schwingt besonders dann mit, wenn wir meinen, ständig produktiv sein zu müssen und unseren Selbstwert an Leistung knüpfen.

Dabei tun wir unserem Gehirn und uns selbst mit Phasen der Langeweile bzw. des Nichtstuns etwas Gutes. Wenn wir diese Zeiten in einem entspannten Wachzustand verbringen, beruhigen wir damit gleichzeitig unser Nervensystem (Meditation steigert den Effekt nochmal).

Wenn wir entspannt sind, während wir beispielsweise einfach nur auf einer Wiese liegen und die vorbeiziehenden Wolken beobachten, ist unser parasympathisches Nervensystem aktiv.

Das ist der Gegenspieler des sympathischen Nervensystems, das in Gefahrensituationen anspringt und unsere Stressreaktion lostritt.

Um dem Sympathikus auf den Plan zu rufen, braucht es allerdings nicht mal eine akute Gefahr.

Es muss also kein wildes Raubtier vor dir stehen, damit du in den fight-or-flight-Modus umschaltest. Dazu reichen oft schon schlechte Nachrichten, die du an Handy liest.

Ein weiterer Punkt ist der, dass die ganzen Nachrichten, die auf uns einprasseln, in der Regel wenig mit uns selbst zu tun haben.

Lust auf achtsame Sonntagspost?

Mit dem wöchentlichen Newsletter bekommst du immer mal wieder Infos zu Selbstfürsorge, Achtsamkeit, Stressabbau und Co. Außerdem gibt´s zwischendurch kleine Übungen und du erfährst als erstes, wenn ein neuer Blogartikel oder ein neues Angebot draußen ist!

Entschleunigung statt Dauerbeschallung

Wenn wir uns nur mit dem „Außen“ befassen, vernachlässigen wir das „Innen“.

Wir kommen nicht nur nicht mehr dazu, die Informationsflut zu verarbeiten, sondern haben auf weniger Zeit für uns selbst.

Statt also in kurzen Langeweile- oder Wartephasen direkt zum Smartphone zu greifen, können wir den Blick auch mal nach innen richten.

Mache doch bei der nächsten Wartesituation einen kleinen, achtsamen Check-In:

  • Wie fühlst du dich gerade?
  • Welche Gedanken schweifen gerade durch deinen Kopf?
  • Was beschäftigt dich momentan?

Entschleunigung und Achtsamkeit liegen aktuell im Trend. Achtsamkeit besteht nicht nur aus langen Meditationssessions oder Bodyscan.

Man kann sie auch super in kleinen Dosierungen in den Alltag einstreuen. Nicht nur in Bezug auf den Medienkonsum oder die Smartphonenutzung.

Ein paar Anregungen dazu findest du in meinen Blogartikeln zu den Themen Achtsamkeit und MBSR.

Verwandte Artikel:

Was ist Achtsamkeit? Ein kurzer Überblick

Mehr Achtsamkeit im Alltag – 5 Tipps

MBSR: Nachhaltige Stressbewältigung durch Achtsamkeit

Bodyscan: Achtsam gegen Stress – Eine 20-Minuten-Anleitung

Warum sollte ich meditieren? Gründe und Anleitung

Abstand vom Dauerscrollen zu nehmen, kann sich auch positiv auf deinen Körper auswirken. Das bezieht sich nicht nur auf deine Körperhaltung.

Wird dir schnell schlecht, wenn du im Auto mitfährst? Reisekrankheit (also Übelkeit und Schwindelgefühle in Auto, Zug oder Schiff) entsteht, weil unsere Wahrnehmung durcheinandergerät.

Normalerweise sorgt ein Zusammenspiel aus visueller Wahrnehmung und Gleichgewichtssinn dafür, dass wir uns angemessen im Raum orientieren und bewegen können.

Werden von unseren Sinnesorganen jedoch widersprüchliche Signale ans Gehirn gesendet, kann uns schwummrig und übel werden. Das kann offenbar auch beim ständigen Hin- und Herscrollen passieren.

Mehr dazu findest du in diesem Artikel. Hier ist übrigens die Rede von „Cyberkrankheit„.


Stresstyp-Test - Zeitfresser Smartphone, aber es gitb weitere Stressquellen

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Smartphone als Zeitfresser & Stressfaktor

Menschen sind soziale Wesen und wollen miteinander in Verbindung stehen. Außerdem wollen wir dazugehören.

Wenn wir irgendeine wichtige Neuigkeit verpassen, können wir nicht mitreden. Also „müssen“ wir gezwungenermaßen ständig online sein. Das Thema FOMO hatten wir ja weiter oben schon mal.

Das Handy bietet außerdem eine perfekte Möglichkeit zum Prokrastinieren. Eine anstehende Arbeit ist so unangenehm, dass du sie nicht anpacken möchtest? Du fängst gleich damit an…also gleich nachdem du noch XY am Handy nachgeschaut hast…

Prokrastination ist tückisch. Zwar fühlen wir uns kurzfristig etwas besser, weil wir der unliebsamen Tätigkeit für den Moment entgehen konnten. Aber langfristig führt das nur dazu, dass Aufgaben sich stapeln und Stress sich aufbaut.

Doch nicht nur unser Arbeitsalltag wird durch das ständige Ertönen oder Aufleuchten des Handys und dem häufigen Griff danach unterbrochen. Im Privatleben sieht es nicht anders aus. Beim Essen mit der Familie, beim Treffen mit Freunden, beim Film anschauen mit dem Partner abends auf dem Sofa.

Außerdem kann die ständige Erreichbarkeit Druck aufbauen. So ziemlich jeder hat sein Handy mittlerweile zu jeder Tageszeit griffbereit.

Daher gehen viele auch davon aus, dass jeder sofort zu antworten hat. Allerdings ist man kein unhöflicher Mensch, wenn man nicht direkt auf eine Nachricht antwortet.

Lesebestätigung bei Messenger-Diensten setzen hier noch einen drauf. Früher rief man jemanden über das Festnetztelefon an. Ging die Person nicht ran, war sie eben nicht erreichbar. Nicht zu Hause oder beschäftigt. Alles gut.

Heute übertragen wir den (oft selbstgemachten) Druck, ständig direkt antworten zu müssen, auch auf andere. Kleine Symbole der unterschiedlichen Messenger Dienste verdeutlichen uns schließlich:

Die Nachricht wurde gelesen. Doch die Antwort steht aber noch aus.

Schon nach wenigen Minuten beginnt das Gedankenkarussell. Warum bekomme ich keine Antwort? Ist die Person sauer auf mich? Oder ist ihr was passiert?

Findest du dich in manchen Sätzen hier wieder? Wenn ja, was tun?


Tipps zum Digital Detox:

  • Entrümpeln

Deaktiviere Push-Nachrichten, die deinen Startbildschirm in kürzester Zeit vollmüllen. Wenn diese Benachrichtigungen von Apps stammen, die du eh so gut wie nie oder überhaupt nicht mehr nutzt, dann lösche diese überflüssigen Apps einfach.

Damit deine Mail-App nicht so schnell mit Nachrichten wie „Ihr Speicherplatz ist bald voll“ nervt, dann melde dich von Newslettern, die du eh nicht liest, ab.

  • Handy weg vom Tisch

Während des Essens sollte deine Aufmerksamkeit nur an einem Ort sein – bei deinem Essen. Wenn du beim Essen nebenbei in deinem Handy herumscrollst, tust du dir keinen Gefallen.

Denn wenn du nicht bei der Sache (also bei der Nahrungsaufnahme) bist, kaust du zu wenig und isst schnell zu viel. Durch die Ablenkung registrierst du erst verspätet, dass dein Magen eigentlich schon längst voll ist.

Außerdem hat das mit Genuss auch nicht mehr viel zu tun.

  • Konzentrierter arbeiten ohne Handy

Das Handy „plingt“ alle paar Minuten auf und reißt dich immer wieder aus deiner mühsam aufgebauten Konzentration?

Dann schalte es für die Dauer deiner Arbeitszeit (oder generell) auf lautlos. Du kannst es während deiner Arbeitszeiten natürlich auch in den Flugmodus schalten oder einfach komplett aus dem Zimmer schmeißen.

  • Feste Zeiten

Nimm dir feste Zeiten für die Benutzung deines Smartphones vor und am besten auch, was du damit machen möchtest.

E-Mails checken und beantworten?

Die Sprachlern-App für 15 Minuten nutzen?

Mit der Meditations-App eine kurze Pause einlegen?

Egal was es ist: Nutze dein Handy nur dafür und lege es anschließend wieder weg.

Verwandter Artikel:
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  • Handyfreie Tage einlegen

Suche dir einen Tag in der Woche, an dem du dein Smartphone einfach mal in der Schublade lässt oder komplett ausschaltest. Falls dir ein kompletter Tag utopisch erscheint, fange mit ein paar Stunden an.

Zum Beispiel indem du dein Smartphone vor oder nach einer bestimmten Tageszeit nicht mehr anrührst.


Zugegeben: Die meisten Tipps sind dir wahrscheinlich nicht neu und gleichzeitig auch irgendwie banal. Aber eine erneute Erinnerung schadet ja auch nicht.

Was ich zum Schluss vielleicht auch einfach nochmal sagen möchte:

Es geht vermutlich weniger um einige Stunden, einen Tag oder gar Wochen des Digital Detox. Das alles ist wenig zielführend, wenn man anschließend wieder in alte Gewohnheiten verfällt. Viel mehr ist es ein achtsamer Umgang mit dem Smartphone (oder auch dem Internet allgemein). Statt unreflektiert etliche Tipps auszuprobieren, kannst du auch mal in dich hineinhorchen:

Warum bist du so oft am Handy?

Angst, etwas zu verpassen? Spaß am schnellen Info-Austausch mit Freundinnen? Lernen von etwas Neuem?

Was es auch sein mag, nimm deine Motivation einfach mal unter die Lupe und entscheide dann, ob und wie lange du das Handy weglegen und deine Zeit anderweitig verbringen möchtest.

Digital Detox ist nur eine Methode, mit der du Selbstfürsorge betreiben kannst. Wenn du tiefer ins Thema einsteigen und meine Begleitung dabei möchtest, könnte dich das hier interessieren:

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Deine Self-Care-Reise

Im Mini-Beratungspaket bekommst du 30 Tage lang täglich eine kurze Mail mit Impulsen und Übungen für mehr Selbstfürsorge.

Das war´s von meiner Seite für heute. Ich für meinen Teil werde mich jetzt mal eine Weile vom Bildschirm lösen. Das solltest du vielleicht auch 😉

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Und ich möchte dich dabei unterstützen, deine persönliche Strategie für weniger Stress und mehr Zeit für dich selbst zu gestalten.

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